Unfälle machen erfinderisch – das musste Wilhelm Maybach um 1892 schmerzlich spüren: Er hatte eine gebrochene Benzinleitung an einem von ihm konstruierten Wagen repariert und wollte anschließend die Glührohrzündung anheizen. Dabei fing seine benzingetränkte Kleidung Feuer. Sechs Monate musste Maybach daraufhin wegen seiner Brandwunden in Schramberg im Krankenhaus verbringen.
Dass nichts Schlimmeres passierte, war dem beherzten Eingreifen des Uhrenfabrikanten Arthur Junghans zu verdanken. Er warf den brennenden Maybach in den Gartenteich – so schilderte es Hannes Steim, Geschäftsführender Gesellschafter der Uhrenfabrik Junghans GmbH & Co. KG Schramberg und neuer Präsident des Maybachclubs zum Maybach-Tag. Jedes Jahr erinnert die Wilhelm-Maybach-Schule an diesem Tag an den genialen Automobilkonstrukteur aus Heilbronn und ehrt ihre besten Schülerinnen und Schüler mit dem Maybach-Preis.
Maybach hatte, wie Steim berichtete, an den befreundeten Junghans eine seiner Motorkutschen ausgeliefert und wollte ihn selbst auf das neue Gefährt einlernen. Während Maybach im Krankenhaus lag, dachte Junghans über eine weniger gefährliche elektrische Zündung nach, die schließlich Robert Bosch umsetzte.
Solchen Umgang mit Rückschlägen und Erfindergeist wünschte Steim in seinem Festvortrag den fünf Preisträgern, die in diesem Jahr erstmals auch der Urenkel von Wilhelm Maybach, Ulrich Schmid-Maybach, mit seinem Kommen aus San Francisco ehrte. Seine Mutter hat den Maybach-Preis vor über 40 Jahren gestiftet. Jetzt bewahrt er das Familien-Erbe als Präsident der Maybach Foundation. Schmid-Maybach betonte, dass hinter den glänzenden Maybachs die geduldige Tätigkeit des Ingenieurs stehe, der die Automobile stetig verbessert habe. Dieses Qualitätsdenken sei auch heute entscheidend. Schmid-Maybach hatte ein wichtiges Versprechen im Gepäck „Wir wollen als Maybach Foundation den Preis weiterführen und ausbauen.“
Das hörte neben Schulleiter Dieter Thumm auch Martin Diepgen, erster Bürgermeister der Stadt Heilbronn, gern: „Es ist toll, wenn eine Schule solche Preise vergeben kann, die dazu beitragen, dass wir uns als Heilbronner an einen der großen Söhne der Stadt erinnern können.“ Maybach habe mit seiner revolutionären Motorentechnik Menschheitsgeschichte geschrieben, so Diepgen, obwohl er in schwierigen Verhältnissen auf die Welt gekommen sei und seit seinem zehnten Lebensjahr in einem Waisenhaus lebte. Diepgen ermutigte die Preisträger, den heutigen Herausforderungen lösungsorientiert zu begegnen und sich zu fragen: „Wer will ich nach der Krise in der Krise gewesen sein?“
Dass neben den schulischen Leistungen für die Preisvergabe auch Tugenden entscheidend seien, wie sie sich in Maybachs Lebensweg zeigten, machte der stellvertretende Schulleiter Heiko Rebstock deutlich, der die Preisträger vorstellte: Niklas Ackermann, der das Zweijähriges Berufskolleg für Informationstechnik erfolgreich absolviert hat, sei bescheiden und hilfsbereit gewesen, der staatlich geprüfte Elektrotechniker Aaron Lohmann zuverlässig und sehr genau. Jan Neubauer war der jahrgangsbeste Mechatroniker und hat zusätzlich in der Abendschule die Fachhochschulreife erworben. Nina Stephan, staatlich geprüfte Maschinentechnikerin, wurde auch für ihre Aufgeschlossenheit gegenüber schwierigen Themen ausgezeichnet. Christoph Dudek ist als Umschüler mit seinen kritischen und interessierten Fragen bei der Ausbildung zum Elektroniker für Geräte und Systeme aufgefallen und nun selbst als Ausbilder tätig.
Alle Preisträger erhielten neben einer Urkunde und einer Maybach-Büste ein Preisgeld sowie das Buch „Maybach-Perspektiven“, mit dem die Wilhelm-Maybach-Schule an ihren Namensgeber erinnert.